App-basierte Psychotherapie für Menschen mit Angststörungen: Neues digitales Behandlungsangebot am LWL-Klinikum Gütersloh

Der volle Bus, der leere Parkplatz, die lange Supermarktschlange: All das können für Menschen mit Angststörungen und Panikattacken herausfordernde Situationen sein. Studien zufolge bekommen Betroffene ihre Krankheit am schnellsten in den Griff, wenn sie sich ihren Ängsten stellen – in therapeutischer Begleitung. Die dafür unter anderem notwendigen Konfrontationsübungen sind jedoch sehr aufwändig und deshalb oft schwer im therapeutischen Alltag umzusetzen.

Mit Brille: Psychologin M. Sc. & Behandlerin im Invirto-Angebot, Dieka Ohling, testet eine der Brillen. Im Hintergrund ist eine der via VR-Brille simulierten Situationen zu sehen.

In der angespannten ambulanten Versorgungslage finden Betroffene zudem nicht immer einen zeitnahen Therapieplatz. Bei einer durchschnittlichen Wartezeit auf einen Therapieplatz von sechs Monaten (in NRW), „ist diese Form der Behandlung ein im Vergleich sehr kurzfristiges Angebot, dass mindestens eine gute Überbrückung in der Wartezeit auf einen regulären Therapieplatz darstellt, oder sogar eine für sich genommen ausreichende Hilfe für die Patient:innen sein kann“, erklärt Prof. Dr. Klaus-Thomas Kronmüller, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie am LWL-Klinikum Gütersloh.

 

Im Ambulanzzentrum wird die Behandlung von Agoraphobien, also die Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen, Panikstörungen oder Sozialen Phobien mittels App und virtueller Konfrontationsbehandlung über das eigene Smartphone und eine Virtual Reality-Brille (VR-Brille) angeboten.

Das Wichtigste kurz zusammengefasst:

• neues Versorgungsangebot für Menschen mit Angststörungen (Panikstörung, Agoraphobie / sozialer Phobie)
• ideale Möglichkeit für niedrigschwellige Hilfestellung und / oder Überbrückung der Wartezeit bis zur regulären Psychotherapie
• ortsungebundendes Behandlungsangebot, Patient:innen können sich Ihre Zeit selbst einteilen und Übungen beliebig oft wiederholen
• therapeutische Begleitung aus dem LWL-Klinikum Gütersloh heraus
• Kooperation zwischen Anbieter Invirto und LWL-Klinikum Gütersloh

Zur Umsetzung des Angebots kooperiert die Psychiatrische Institutsambulanz des LWL-Klinikums Gütersloh mit der Firma Invirto. Die Invirto-App bietet Patient:innen, die unter Angststörungen leiden, einen verhaltenstherapeutischen orientierten Behandlungsansatz mit maximaler Flexibilität. Besuche im LWL-Ambulanzzentrum in Gütersloh sind nur bei einigen Patient:innen nach individueller Abssprache zu Beginn der Behandlung notwendig. Man kann also an seiner Angst arbeiten, wann und wo man möchte. Die Gespräche mit den Therapeut:innen des LWL-Klinikums während und zum Abschluss der Behandlung können online durchgeführt werden.

„Betroffene haben zusätzlich den Vorteil, die im Verlauf der Behandlung eingesetzten Konfrontationsübungen in Länge und Häufigkeit völlig individuell durchführen und wiederholen zu können“, erklärt Dr. Fabian Klein, der die Projektleitung im LWL-Klinikum übernommen hat. Die notwendige Ausstattung wie der Zugangscode zur App, die VR-Brille und geeignete Kopfhörer werden den Patient:innen direkt nach Hause geschickt, wobei die Krankenkasse die Kosten hierfür übernimmt.

Gruppenfoto: (v.l.) Dieka Ohling, (Psychologin M. Sc. & Behandlerin im Invirto-Angebot), Maike Czekala (Funktionsoberärztin Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Julika Tabaku (Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie & Behandlerin im Invirto-Angebot), Dr. Fabian Klein, (Therapeutische Leitung Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Projektleitung Digitale Ambulanz am LWL-Klinikum Gütersloh), Prof. Dr. Klaus-Thomas Kronmüller (Ärztlicher Direktor LWL-Klinikum Gütersloh) und Dr. Johannes Großelümern (Oberarzt der Allgemeinpsychiatrischen Ambulanz).

In einem Abschlussgespräch durch die LWL-Therapeut:innen wird schließlich erörtert, wie das Erlernte in den Alltag übertragen werden kann. Aktuell ist das LWL-Klinikum Gütersloh eine von nur zwei Kliniken in Nordrhein-Westfalen und die einzige in Westfalen, die diese innovative Therapieform in Kooperation mit diesem Hersteller anbietet.